Bielefelder Missionsgesellschaft. Dieser Name hat sich für die Evangelische Missionsgesellschaft für
Deutsch-Ostafrika seit der
Verlegung
ihres Sitzes von Berlin nach Bielefeld (1906) eingebürgert (bis zu
diesem
Zeitpunkte auch häufig als "Berlin
III"
bezeichnet, im Unterschied von "Berlin
I",
der jetzigen Berliner Missionsgesellschaft, und von "Berlin
II", der Goßnerschen Missionsgesellschaft). Den Anstoß zur
Begründung
dieser Gesellschaft gab die koloniale Erwerbung Deutsch-Ostafrikas und
das Gefühl der Verpflichtung, dem unter deutsche Herrschaft getretenen
Land die Segnungen des Christentums zu erschließen. Sie wurde 1886 durch
Pastor Ludwig Diestelkamp (gest. 17. Febr. 1912) in Berlin begründet und
setzte sich nach § 1 ihrer Satzungen den Zweck: "1. den in den Kolonien
der deutsch- ostafrikanischen-Gesellschaft wohnhaften Heiden
das Evangelium zu verkündigen; 2. den in jenen Gegenden wohnenden
deutschen
Brüdern die Wohltaten deutscher Seelsorge zu gewähren; 3. Krankenpflege zu üben; 4. Einrichtungen von
christlichen Schulen zu treffen." Im
Unterschied
von anderen Missionsgesellschaften, die durch
eine mehrjährige Ausbildung in einem Missionsseminar ihre Sendboten für
den Missionsdienst vorbereiten, sendet die B. M. nur akademisch
gebildete
Theologen, die ihre zur Übernahme eines Pfarramts in der Heimat
befähigenden
Prüfungen bestanden haben, als Missionare
aus; ihnen stehen Diakonen zur Seite. - Der Umstand, daß die Begründer
der Gesellschaft, zu denen auch Karl Peters gehört hat, in ihrer
Auffassung
des Verhältnisses von Mission und Kolonialpolitik weit auseinandergingen,
und noch keinerlei Erfahrungen auf deutschem Kolonialboden vorlagen, hat
die Gesellschaft in den ersten Jahren ihres Bestehens vor
außerordentlich
schwierige Aufgaben gestellt. Sie hat zeitweise unter dem Mangel an
Mitteln
und Arbeitskräften schwer gelitten, so daß sie 1903 ihre beiden Stationen in Usaramo an die Berliner Missionsgesellschaft
(s.d.) abgeben und an die Rheinische
Missionsgesellschaft
(s.d.) den Antrag stellen mußte, sich mit ihr zu vereinigen. Die
Ablehnung
dieses Antrags hat der Gesellschaft die Selbständigkeit erhalten. Durch
die oben erwähnte Verlegung des Gesellschaftssitzes nach Bethel bei
Bielefeld
wurde die Krisis überwunden. Seitdem wurde Bodelschwingh (s.d.) noch
mehr
als bisher ihr geistiger Leiter, und als ein seinen Unternehmungen
eingefügtes
Werk fand es wachsende Unterstützung. Die Arbeitsgebiete der Bielefelder
Mission liegen in Usambara und in Ruanda. S. a. Mission, evangelische 2; Christen, eingeborene.
Literatur: Trittelvitz, Die Bielefelder Ostafrika-Mission: Allgemeine
Missionszeitschrift, -V, 1908. - C. Mirbt,
Mission und Kolonialpolitik in den deutschen Schutzgebieten. Tübing. 1910. - E.
Johannsen, Ruanda. Bethel 1912. - S. Missionszeitschriften.
Mirbt.
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